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März 10, 2020

Metapher-Traum

am 2019 März Melchseefrutt in Schneehöhle

Weshalb tue ich mich so schwer, mit in die Tiefe graben, mir im Schnee genügend Raum zu schaffen um wohl zu sein?
Weshalb tue ich mich schwer, zu spüren? 
Also habe ich 3 Stunden, am Anfang ruhig und dann abwechselnd zwischen Wut, Verzweiflung und Aufgeben wollen und verbissen weitergraben, meine Schneehöhle gegraben. Phasenweise fast geheult, weil es so huere eng, anstrengend und ermüdend war. Kein Platz um mich gelöst und im Fluss seiend bewegen zu können. So eng, dass ich mir die Schaufel meine Nase geschlagen habe. Aber ich muss weitermachen. Es windet und schneit. Wenn ich bleiben und schlafen will, muss ich dieses Loch so tief und gross graben, dass ich einigermassen wohl bin. Meine Hardshell Jacke und Hose und meine Snowboardschuhe sind gut. Auch die Handschuhe von Hornbach. Ich habe durch die Bewegung warm, leicht verschwitzt aber ok. Nicht voll nass geschwitzt. Ich grabe tiefer, es ist anstrengend alleine, rausbrechen und stechen, dann zum Eingang raus werfen. Dann in den Eingang stehen und den ganzen Schnee ganz raus schaufeln. So immer weiter abwechselnd, drinnen und vom Eingang nach draussen. Ich werde wütend und denke, warum so kompliziert, nimmt das nie ein Ende. Jage die Schaufel in den Schnee, breche Stücke raus , mit Wut und Aggression. Ich will endlich Platz haben, mich aus zu breiten, es ist zu eng, hure eng, ich will mich bewegen, können, heisst aufrecht gerade aufsitzen, ohne meinen Kopf an zu schlagen, heisst meine Beine strecken, heisst Rucksack und mein Material um mich herum haben können in Griffnähe und geschützt vor Schnee, Regen, Wind. Wütend grabe ich weiter. Einmal schlage ich mir den Schneeschaufelgriff voll in die Nase. Eng. Es ist wie ein intensive Yogaübung. Anderseits warum wütend sein. Immerhin mute ich mir mit 56 Jahren eine solche Erfahrung zu und bin so gesund und stark, dass ich das fertig bringe, von 18:00 bis 21:00 dauernd diese Metapher Erfahrung vom in die Tiefe graben. Draussen pfeift der Wind bei minus 6 C°. Das ist nicht wirklich kalt, gefühlt durch den Wind eben schon. Um 21 Uhr sage ich mir, es ist nun gut. Ich kann mich sitzend aufrichten ohne den Kopf an zu schlagen, was heisst, dass keine feiner Schneestaub zart und eiskalt in den Nacken rieselt. Die Höhle ist tief genug, dass ich Wind geschützt liege und mein Rucksack auch neben mir noch Platz hat. Die Liegefläche ebnen und säubern. Es darf genug sein.


Warum sieht es für mich bei meinen Nächsten Menschen so einfach aus. Im Iglumodul? Ganze Schneehöhlen Biwaks und Wellnesshöhlen in kürzester Zeit? Wo stehe ich mir selber im Wege, dass es mir so nicht gelingt? Ich hole grüne Blache, ausbreiten, dann Schlafsack in Luftmatratze und Zippmatte eingerollt. Alles voll Schnee. Es hat ja auch immer geschneit beim Aufstieg von Stöckalp nach Melchseefrutt. Alles ist gefroren und steif. Jedoch mein Doppelschlafsack in 35 ltr. Sea to Summit Beutel ist ganz trocken, trotz Pisswetter und Schneefall während den 3 Stunden Aufstieg von der Stöckalp zur Melchseefrutt. Zippmatte ausbreiten, Luftmatratze aufblasen, die zwei mit den Gummibändern und dem Luftkopfkissen zusammen fixieren, dann Schlafsack aufrollen. Bett ist parat. Ok Rucksack holen. Der ist natürlich auch steif wie ein Brett, gefroren, ebenso wie die Hornbach Handschuhe. Macht nichts, das wichtigste ist das trockene Bett. Jetzt Snwobord Schuhe ausziehen. Innenschuhe in den Schlafsack legen, die Aussenschuhe ganz weit aufmachen, damit ich am Morgen den Innenschuh wieder reinkriege.


Diese Nacht neu ausprobieren: meine Unterkleider, also WAA T-shirt, Unterhose, lange Trainerhose anbehalten und darüber meine Merinowolle Unterwäsche angezogen. Normalerweise ziehe ich alles aus, lege dass in den Schlafsack und ziehe meine Merinounterwäsche als Pyjama an. Wie zuhause, lege ich mich auch nicht mit den "Tageskleidern" ins Bett. Jetzt hatte ich jedoch einfach keine Lust mehr. Meine "Tagekleider waren warm und trocken, also ok die an zu behalten. Giselas Tip, dünne Socken an zuziehen, dann die Plastiksocken, dann die warmen Socken, dann den Schuh anziehen, funktioniert gut. Anstatt wieder Geld auszugeben für diese Spezial wasserdicht Socken, verwende ich zwei Plastiksäcke. Geht prima. Die dünnen Socken sind vom Fussschweiss nass. Die stecke ich in den Schlafsack nahe am Körper, so dass sie während dem Schlafen trocknen oder mindestens leicht feucht und warm sind am Morgen. Die dicken Socken sind trocken. Meine warme Jacke breite ich im Schlafsack aus, isoliert meinen Rücken zusätzlich. Dann krieche ich in den Schlafsack. Es ist bequem und warm. Dann, im Schlafsack seiend, bereite ich mein Abendessen und Tee zu und noch mehr Tee, denn ich heiss in meine Flasche fühle. Ist meine Bettwärmeflasche und Trinken am Morgen. Es ist gut so. Um 22:45 Lichter löschen. Fühle mich warm und kuschelig. Hält die Schneedecke? Wenn sie bricht, bin ich tot. Eingeschlossen im zweifach Schlafsack, unmöglich das raus zu kommen. Wie ist es, mit Schnee im Gesicht zu ersticken. Ich fühle mich unruhig. Sogar mein Bruder Klaus Gebet, dass ich viel und oft im Bette liegend, wie ein Mantra, innerlich wiederhole: "mein Herr und Gott, mein Weib und Göttin, nehmt alles mir, was mich hindert zu euch, gebt alles mir was mich nähert zu euch, nehmt mich mir und nehmt mich ganz zu eigen euch", funktioniert zur Beruhigung nicht. Ich kann mich nicht konzentrieren.


In der Nacht träume ich: ich höre Autos, die ganz nahe an meiner Höhle vorbeifahren. Sofort spüre ich Zweifel, wo zum Kuckuck habe ich nur meine Höhle gegraben? Es war ja schon dunkel.  Was habe ich nicht bemerkt? Ich habe das Gefühl, die Autos fahren nur ein paar Meter am Höhleneingang vorbei. Ich bin unruhig. Wenn die in meinen Eingang reinfahren, dann adios Thomas. Meine Höhle ist gross, geräumig, ich habe wirklich Platz. Erscheint mir vor dem Eingang sitzend eine Schar Jungs in Winterkleidung auf Decken sitzend. Einzelne von ihnen werfen grosse Schneestücke in meine Höhle auf mich. Nach einigen Schneestücken schäle ich mich aus meinem Schlafsack und klettere nach oben. Da sitzt eine Schar Jugendlicher. Ich sage ihnen, hört auf, Schneestücke in meine Höhle  zu werfen, das stört meinen Schlaf, meine Ruhe. Ihr habt keinen Respekt Godferdori. Sie lächeln mich einfach an.
Szenenwechsel: meine Höhle scheint neben einer Strasse zu sein. Ein Lastwagen mit Getränken fährt über die Decke meiner Schneehöhle. Ich habe Angst. Ich spüre die Vibration. Seine Hinterräder drehen leer auf der Decke meiner Höhle. Sie brechen durch. Ich klettere raus und sage dem Chauffeur:"Hee pass auf, du brichst die Decke meiner Höhle". Er erwidert:" ich muss liefern, warum gräbst Du deine Schneehöhle gerade hier an der Strasse. Das ist fahrlässig, gehe weg, damit Dir nichts passiert".